Gerüchteküche: Was es wirklich mit BalletttänzerInnen auf sich hat

Das Dasein als Tänzerin bringt so einige Vorteile mit sich. Aber auch viele Vorurteile. Seit ich klein war, habe ich Ballett getanzt. In der Wiener Staatsoper, im Konservatorium,… egal wo man tanzt: Balletttänzer schwimmen in Gerüchten. Was hat es wirklich damit auf sich? Es erwarten euch 5 Gerüchte und die Antworten dazu:

#1: Ballettänzer sind alle magersüchtig oder haben eine Essstörung

Ich muss zugeben: Dick ist hier keiner. Aber beim Ballett gilt es nun mal als ästhetisch schlank und zart zu sein. Doch sind wirklich alle essgestört? Nein, aber natürlich kommt das gerne mal vor. Als Tänzerin hat man einen sehr schweren Konkurrenzkampf. Wer ist die Beste? Wer hat die längsten Beine? Wer ist am Grazilsten? Und dann gibt es da diese Mädchen, die essen können was sie wollen und spindeldürr sind. Dagegen war ich mit meinen 1.75cm und 60kg ein Schwergewicht. Und viele lassen sich dann klein kriegen und entwickeln eine Essstörung (keine Sorge: ich nicht). Vorallem die Staatsoper war bekannt dafür Briefe auszuschicken, in denen man darum gebeten wurde schleunigst abzunehmen. Wer zu dick ist, fliegt. Hart, aber tatsächlich wahr. Also stimmt dieses Gerücht zum Teil, aber es gibt genug, die einfach eine Veranlagung haben oder nicht schnell zunehmen.

#2: Männliche Balletttänzer? Schwul!

Ein sehr lustiges Vorurteil meiner Meinung nach. Natürlich ist ein strammer Bursche mit zurückgegeltem Haar und engen „Leggings“ nicht das, was sich viele unter „männlich“ vorstellen. Nur man sollte sich diese Jungs mal genauer ansehen. Sixpack, Knackpo und ein tolles Körpergefühl. Na, was ist daran jetzt unmännlich? Alle Burschen mit denen ich Ballett getanzt habe waren nicht schwul. Kein einziger. Ja sicher gibt es auch homosexuelle Tänzer, aber der Status Tänzer sagt gar nichts über die Vorlieben eines Menschen aus.

#3: Wir sind doch alle eingebildet!

Oh ja, es gibt eindeutig sehr sehr viele, die glauben, sie sind wer ganz besonderer und besser als alle anderen. Das verstärkt das Konkurrenzdenken noch viel mehr. Am liebsten sind mir die Mädchen, die ihre Beine bei jeder Gelegenheit hochschmeissen (jetzt nicht im zweideutigen Sinn), sich in den Spagat werfen oder damit angeben Tänzerin zu sein. Äh hallo? Chill dein Leben, niemand mag Angeber. Aber auch solche Leute gibt es in jedem Lebensbereich. In der Tanzbranche ist die Quote dann aber vielleicht doch etwas höher haha.

#4: No life!

Zumindest in meinem Fall kann ich das bestätigen. Mit 16 Jahren habe ich aufgehört Ballett zu tanzen. In meiner neuen Schule habe ich dann fast einen Kulturschock erlebt. Die braven, ruhigen Mädchen, die in ihrer Freizeit still ein Buch lesen sind den geschminkten Fortgehmädels gewichen. Warum erwähne ich geschminkt? Weil ich mich selber bis zu diesem Zeitpunkt noch nie geschminkt habe! Keine Lüge! In meiner neuen Klasse kam ich dann gleich unter die Fittiche einer Freundin und wurde aufgepimpt. Und während alle schon mit 14 Jahren ausgegangen sind war Fortgehen ein Fremdwort für mich! Mit Burschen hatte ich bis dahin ebenfalls nichts zu tun.

#5: österreichische Tänzer sind Mangelware

Leider wahr. Die meisten Tänzer beim Staatsballett kommen nicht aus Österreich. Aber woran liegt das? Ich denke einerseits kommt es auf den Ballettdirektor an. Französischer Chef bevorzugt französische Tänzer (zum Beispiel). Andererseits liegt das vielleicht auch am Lebensstandard. Der Weg zum Profitänzer ist sehr hart und lange. Am Ende steht man dann oft ohne Vertrag oder einer Company da. Viele geben also am Weg auf die Bühne den Geist auf. Aber wenn du aus einem anderen Land kommst um in der Wiener Staatsoper zu tanzen, dann tust du ALLES um auch dort weiterzumachen. Der Ehrgeiz ist daher sehr groß und führt auch zu sehr guten Tänzern. Im lebenswerten Österreich ist die Motivation bei so viel Aufwand vielleicht nicht mehr ganz so groß.

Vorurteile über Vorurteile. Manche stimmen, manche sind reine Einbildung. Die Gerüchteküche brodelt! Natürlich gibt es noch einige Vorurteile mehr. Was habt ihr schon alles gehört? Ich beantworte gerne alle Fragen.

Bussi & Baba

Euer Lockenköpfchen

5 Antworten auf „Gerüchteküche: Was es wirklich mit BalletttänzerInnen auf sich hat

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      1. Ich denke an einem Gerücht ist immer was wahres dran 🙂 Zu Pkt 1. kann ich sagen dass ich viele kenne die eine ausgeprägte Essstörung haben bzw. wirkt das für uns, die normal essen, schon krankhaft wenn jemand penibel auf sein Essen und seine Kalorienzufuhr achtet …. Zu Pkt 2. da ist viel Klischee dabei 🙂 nicht jeder schwul …. aber die heutige Gesellschaft steckt Menschen gerne in Schubladen … leider

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